Begeisterte Botschafterin des Dortmunder Nordens
Die Nordstadt kennt sie wie ihre Westentasche. Nicht nur jede Straße und fast jedes Haus, auch viele der Menschen hier sind ihr ans Herz gewachsen. Annette Kritzler liebt die bunte Vielfalt der Kulturen – unbefangen und vorurteilsfrei. So verführt sie seit 2006 auch gern andere zu neuen Einsichten über ihren Kiez – mit ihren „Borsigplatz (Ver)Führungen“. Die NordHand eG hat sie mitbegründet und nutzt hin und wieder die Kontakte des Netzwerks.
Im legendären Imbiss „Pommes Rot-Weiß“ nehmen Franzis Brüse und ihre Gruppe noch eine schnelle Stärkung an gelb-schwarz gedeckten Tischen mit BVB-Logo. Fußball ist in der Dortmunder Nordstadt allgegenwärtig. Die 20 Bildungsurlauber um Seminarleiterin Brüse vom Forum Unna kommen aus ganz Deutschland und erkunden eine Woche die Highlights der Westfalenmetropole. Und sie wollen selbstverständlich auch erfahren, wie Dortmunds Nordstadt wirklich ist. Dabei vertrauen sie sich Annette Kritzler an, die seit 31 Jahren im Quartier lebt. 2006 hat sie aus der Begeisterung für ihr Wohnviertel ein erfolgreiches Kleinstunternehmen gemacht – die „Borsigplatz (Ver)Führungen“, Stadtteiltouren vor der eigenen Haustür.
Erfahrene Museumspädagogin
Mit im Boot der besonderen Touristik-Firma ist Anette Plümpe. „Die Anette ist die einzige, mit der ich mir das vorstellen konnte, sie ist offenherzig und kann mit allen Menschen“, erzählt Annette Kritzler. Kennengelernt haben sich die beiden 1999 im Waltroper LWL-Industriemuseum Altes Schiffshebewerk Henrichenburg, da studierte Annette Kritzler noch Geografie in Bochum. Industriekultur und Tourismus waren ohnehin ihre Studienschwerpunkte. „Und als zur Jahrtausendwende die Industriekathedralen wie die Zeche Zollern II/IV erhalten werden sollten, war ich angefixt.“ Im Gepäck das Handwerkszeug der Museumspädagogin. Über viele Jahre hat die heute 51-Jährige frei für Museen in der Region gearbeitet.
Wichtiges Gründercoaching
Das so wichtige Coaching für Gründer haben beide An(n)ettes damals noch im Nordstadt-Büro der Wirtschaftsförderung Dortmund gemacht, aus dem auch die NordHand eG einige Jahre später hervorgegangen ist. Die Entstehung der NordHand hat Kritzler hautnah erlebt, ist selbst Gründungsmitglied: „Als man mich gefragt hat, war ich sofort dabei.“ Eine Anlaufstelle für Kleinstunternehmer in „ihrer“ Nordstadt, die Mikrokredite vergibt und zusätzlich Businessberatung anbietet, findet sie „sensationell.“ Gern ist sie Genossin, unterstützt das Netzwerk der NordHand und nutzt es zuweilen auch selbst.
Die bunte Mischung macht‘s
Annette Kritzler schätzt das mediterrane Flair der Nordstadt, die so verschiedenen Köstlichkeiten der Restaurants, die Vielfalt der Kulturen und Gotteshäuser. „Ich mag diese bunte Mischung, all diese Menschen aus unterschiedlichen Nationen.“ Etwa 60.000 sind es aus gut 150 Ländern, ein Zehntel der Dortmunder Stadtgesellschaft.
Rund um den Borsigplatz
Zwölf Touren bietet sie mit Anette Plümpe mittlerweile an, meist an den Wochenenden, zu festen Terminen und ganz flexibel, wenn es um größere Gruppen geht. Bei ihren unterschiedlichen Touren widmen sich die beiden aus verschiedenen Blickwinkeln der Geschichte des Nordens, die mit der Ansiedlung des Hoesch-Stahlwerks ihren Anfang nahm. Darüber hinaus führen sie auch gern zu den Wurzeln ihres Lieblingsvereins Borussia Dortmund, der in der Nordstadt gegründet wurde. Oder sie entdecken auf ihren Touren die verschiedenen Religionen rund um den Borsigplatz, verborgene Schätze (Hinterhöfe) und erkunden die Nordstadt kulinarisch bei diversen Gastro-Safaris.
40 Kooperationspartner
Die Bildungsurlauber des Forum Unna haben die Tour „Stern des Nordens“ gebucht, bei der sich alles um den schönsten Kreisverkehr im Ruhrgebiet mit sechs Ausfallstraßen dreht. Komplett steht er unter Denkmalschutz wie auch das bekannte Haus mit dem Turm, saniert mit 170 Wohnungen. Die Teilnehmer sind begeistert von der Siedlungsgeschichte im Norden und der Schönheit der Gründerzeitbauten. „Hier würde ich auch einziehen“, sagt Teilnehmerin Martina Stehmann aus Stade. Auch ein Besuch der Dreifaltigkeitskirche, der BVB-Gründungskirche mit Fan-Museum im hinteren Teil, Fahne und Fan-Kutte, gehört dazu. Im Nussladen Muskara, einem der 40 Kooperationspartner von Annette Kritzler und Anette Plümpe, genießen die Teilnehmer zum Abschluss süße Spezialitäten aus der Türkei, darunter eine Auswahl von 70 Nusssorten. Franzis Brüse vom Forum Unna bucht diese Tour immer wieder gern: „Annette Kritzler versteht es, den Menschen nahezubringen, dass die Nordstadt ein liebenswerter Ort ist, dass es schön ist, in dieser Vielfalt zu leben.“