Rainer Gamlin

Der Maler

Ein Mann, der jede Hürde nimmt

Ein Sofa mit Farbspritzern gibt es bei Maler Rainer Gamlin (55) nicht. Seine Markenzeichen: handwerkliches Geschick, Schnelligkeit und Pünktlichkeit. Und das seit 23 Jahren. Damals startete der Mann aus dem Osten seine Selbstständigkeit in Dortmund, vielfach unterstützt von Mikrokrediten der NordHand eG.

Über den Teppich spannt sich eine durchsichtige Folie, Türrahmen, Fußleisten und Lichtschalter sind fein säuberlich abgeklebt und in der Luft hängt der unverkennbare Duft frischer Farbe: In drei Tagen sollen der lange Flur und die zehn Räume einer Dortmunder Agentur in strahlendem Weiß leuchten, die gelben, roten und schwarzen Dreiecke, Quadrate und Streifen überstrichen sein. Die 600 Quadratmeter Wandfläche schafft Rainer Gamlin spielend. „Ick bin nen flinker Junge.“ Flotte Sprüche mag der gebürtige Ost-Berliner. Aber nicht nur. 23 Jahre ist er schon erfolgreich als Einzelkämpfer unterwegs, macht alles, was innen ist – tapezieren, streichen, lackieren, Stuckarbeiten –, aber auch Fassaden, auch eine Dämmung hat er schon angebracht. Private Wohnräume sind sein Metier. „Die Kunden wollen Qualität und das schon beim ersten Mal“, sagt der 55-Jährige. Und die gibt er ihnen. Das ist ihm wichtig. Noch nie habe sich ein Kunde beschwert.

Mehrere Mikrokredite

NordHand-Vorstand Frank Lunke kennt und schätzt ihn. „Da ich alle meine Kredite immer rechtzeitig zurückbezahlt habe, genügt heute ein Anruf, um einen weiteren Mikrokredit auf den Weg zu bringen“, erzählt Gamlin. Denn oft muss es schnell gehen, wenn mal wieder ein größerer Auftrag ansteht – eine Hausfassade etwa. „Um die Materialien vorzufinanzieren, brauche ich dann schon mal 5.000 Euro.“ Fünf Mikrokredite vermittelte ihm die NordHand eG in den vergangenen zehn Jahren. Vor allem für seine Fahrzeuge, zumeist Kombis mit viel Stauraum für Farben und Werkzeuge. Seine neueste Errungenschaft ist ein Audi A6, cappuccinofarben, eine ehemalige Familienkutsche, ausgelegt mit Malerflies, damit der Kofferraum nicht verschmutzt. „Ich kaufe meine Autos immer nur privat“, so Gamlin. Seine Hausbank stellt sich bei solchen Anfragen schnell quer. Nur gut, dass es die NordHand gibt. „Sie sorgt dafür, dass wir Kleinen weiterkommen.“

Die Wende brachte die Freiheit

Und weit ist er gekommen, musste so manche Hürde nehmen, die für Menschen im Westen unvorstellbar sind. Denn im April 1989 versuchte er bei Treptow in den Westen zu fliehen.  „Ich wollte Erich Honecker zeigen, dass sein imperialistischer Schutzwall nicht sicher ist.“ War er aber. Es folgten die seinerzeit gängigen Konsequenzen. Mit der Wende eröffneten sich auch für Rainer Gamlin neue Chancen, die er nutzte. Wo er sie erleben sollte in Westdeutschland, entschied sein Zeigefinger, mit dem er blind auf die Deutschlandkarte tippte. Sein Finger fand NRW. „Das war mein Glück, ein Bundesland mit vielen großen Städten“, bemerkt Gamlin. Seine Wahl fiel auf Dortmund.

Schnell zum Ziel

Arbeiten wollte er sofort, das Nest für Frau und Tochter bereiten. Nach einem kurzen Intermezzo als Teppichverleger machte er sich in seinem erlernten Beruf selbstständig – als Maler. Dazu hatte ihm jemand geraten, den er zufällig kennengelernt hatte. Die Führerscheinprüfung absolvierte er just an dem Tag, als er zu seinem ersten Kunden fahren sollte. Das Auto hatte er schon. Unterstützt hat den Nobody aus dem Osten vor allem die Dortmunder Firma Torlop. Sie verkauft Malerzubehör und Tapeten und empfiehlt ihren Kunden auf Nachfrage auch Handwerker, mit denen sie gute Erfahrungen gemacht hat. Schnell gehörte Rainer Gamlin dazu. Einsatz und Qualität stimmten. Außerdem wendete er einen besonderen Akquise-Kniff an. Statt eines Trinkgelds bat er die Kunden: „Wenn sie mir einen Gefallen tun wollen, rufen Sie bei Torlop an, dass Sie mit meiner Arbeit zufrieden waren.“

Goldene Empfehlungen

Heute kommt die Hälfte seiner Aufträge – mittlerweile sind es an die 3.000 Kunden – über Torlop, die anderen über Weiterempfehlung. „Noch nie habe ich einen Cent für Werbung ausgegeben“, erzählt er stolz. Nur Für die Webseite zahlt er 24 Euro im Jahr. Weitermachen will er noch mindestens zehn Jahre. Schließlich hält er sich fit, fährt viel Fahrrad. Wie damals in Ostberlin, als er und seine Kollegen keine Dienstfahrzeuge hatten, sondern mit vollgepacktem Fahrradanhänger zu den Kunden gelaufen sind.

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